My "Super Hero", the Migrant

The Migrant (my "Super Hero")
2006, photography, 200 x 145 cm.
Photographer: Oli Keinath


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Semiotics of a Migrant Man Located in Germany


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Doris Berger

Diese gesellschaftliche Entwicklung findet sich auch in der Arbeit des seit 1983 in Deutschland lebenden, iranischen Künstlers Shahram Entekhabi wieder. Im Jahre 2004 begann er mit der Videoarbeit “i?” eine Serie über die gedankliche und visuelle Figur des Migranten. „i?“ folgte strukturell einer Filmvorlage , die Entekhabi mit seiner Perspektive als Migrant verband. In seiner Videoarbeit „ “3 seconds” (2004) legte er dann das visuelle Werkzeug, die Figur des eingangs beschriebenen Mannes, fest, die in folgenden Arbeiten in unterschiedlicher medialer Ausformung zu seinem Alter Ego werden soll. Die Videoprojektionsarbeiten “Kelvin Smith library” sowie “Walkout” (beide 2005) folgen dem medialen Vokabular von Malerei und projiziertem Hintergrund wie in “Flower”, wenngleich in jeder Arbeit das Verhältnis von Hintergrund und Figur anders ausformuliert ist. In den Videos Rockefeller Boulevard, “Road Movie” oder “Gold” (alle 2005) nimmt der Künstler sein Alter Ego als filmische Figur an. Er geht schnellen Schrittes durch das jeweilige Filmsetting, das einmal ein Fabrikgelände, eine Autostraße oder auch eine Wüste ist. In den Performance-Videos “Attenzione” und “Caution / Celevland” (beide 2005) wird das Gastarbeiter-Alter Ego aktiv und führt Raum schaffende bzw. Raum begrenzende Aktionen mit einem rot-weißem-Band durch, das man aus Absperrungen auf Baustellen kennt. Eine melancholische Note bekommen seine Handlungen in “Alcazar” von 2005.
In all diesen Arbeiten bleibt der Koffer als „Accessoire“ der Figur erhalten, wobei die Rose verschwindet. Der Koffer steht symbolisch für das Reisen, für den Transfer zwischen Kulturen sowie für ein Behältnis persönlicher Objekte, die darin Zeiten, Räume und Kulturen durchqueren können. Ähnlich wie bei Charlie Chaplin der Gehstock oder bei Jacques Tati der Regenschirm ist in Entekhabis Arbeiten der Koffer ein Objekt, das aufgrund seines Designs einer vergangenen Zeit zugeordnet werden kann. In diesem Sinne interpretiere ich den Koffer als charakterisierendes Zeichen der Figur. Entekhabis Alter Ego nimmt die Rolle eines gesellschaftlichen Außenseiters an, der durch sein Aussehen und seine Handlungen aus dem Rahmen pragmatischer und alltäglicher Abläufe fällt. Auch darin ist Entekhabis Figur mit den Alter Egos von Chaplin und Tati zu vergleichen, die durch ihre altmodische Kleidung und Accessoires visuell hervortreten und eine Differenz zum vorherrschenden gesellschaftlichen Umfeld markieren. Im Duden ist der Begriff Alter Ego als „das andere, das zweite Ich“ oder aber auch als „sehr vertrauter Freund“ definiert. In Film und Literatur wird dieser Begriff oft für eine zweite, angenommene Persönlichkeit verwendet, die meist mit anderen Eigenschaften als denen des „realen Ichs“ besetzt ist. Das Alter Ego als Gastarbeiter bietet Entekhabi die Möglichkeit, die Veränderungen der Arbeitswelt in Beziehung zu seinen Erfahrungen als Migrant in Deutschland zu setzen.
Die Entwicklung der Migration lässt sich jedoch nicht mehr an ein paar wenigen ethnischen Gruppen festmachen. Das gesellschaftliche Bild ist auch in Deutschland vielfältiger geworden und so auch die Vorurteile und Klischeevorstellungen über einzelne Kulturen. Dies reflektiert Entekhabi durch eine Ausdifferenzierung seiner Figur des Migranten, wofür er sein Alter Ego aufgibt. In den neueren Videoarbeiten “Miguel”, “Mehmet” und “Mladen”, oder auch in “Islamic Star” schlüpft der Künstler in jeweils unterschiedliche Rollen und Ethnien, die sich meist im städtischen Raum bewegen. Bereits die Vornamen im Titel verweisen auf unterschiedliche Herkünfte, die Shahram Entekhabi durch sein sich nun ständig veränderndes Outfit und Verhalten durchaus klischeehaft darstellt.   
Text: Doris Berger
Senior Director of Curatorial Affairs of the Academy Museum of Motion Pictures Academy Museum of Motion Pictures , Los Angeles, California, USA

The Migrant (my "Super Hero") appeared at the following exhibitions:

2011: They Go Bang Bang in my Head — AARAN Gallery, Tehran, Iran (solo show)
2011: My Super Hero — Morano Kiang Gallery Los Angeles
2011: My Super Hero — Aaran Gallery Tehran, Iran
2004: “i?” — PLAY Gallery for Still and Motion Pictures, Berlin (solo show)

The Migrant (my "Super Hero") appeared at the following publications:

2008: One person’s Trash is another Person’s Treasure, book by Shahram Entekhabi
From “the book by” series of Fine Arts Unternehmen Books AG.
Codes: ISBN-10 3-03720-010-3 , ISBN-13 978-3-03720-010-0 , EAN 9783037200100

Eremde Männer : Männlichkeit und Ethniziät – Other Men
2007: kritische berichte Heft 4
Sabine Kampmann und Alexandra Karentzos
Jonas Verlag / kritische bericht


شهرام  انتخابی    尚莱姆_恩特卡比
Shahram Entekhabi is an German-Iranian- artist, curator & architect, currently living & working across Tehran, Iran - Berlin, Germany and Europe.