Shahram Entekhabi: About Myself, My Work, Curatorial work, Factory TT Video Art Collection and Workshops
Künstlerstatement
Der urbane Raum ist in aller Regel Ausgangspunkt von Entekhabis künstlerischen Arbeit im Medium von Videokunst, -performance, Zeichnung und Installation, die die dem Raum eingeschriebenen Mechanismen der Hierarchisierung bzw. Inklusion und Exklusion von Minderheiten untersucht. Durch die Hypertrophierung xenophober kultureller Stereotypen versuche Entekhabi, die Mechanismen der Ausgrenzung offenzulegen und alternative Sichtweisen zu generieren. In seiner Videoarbeit „i?“ von 2004 setze Entekhabi erstmals den „Migranten“ ein, eine Figur, die er stets selbst verkörperte und mit Attributen versehe, die ihn als Zugehörigen zur Gruppe der sogenannten „Gastarbeiter“ charakterisieren. In späteren Arbeiten (Miguel, Mladen, Mehmet, Islamic Star) spaltet Entekhabi die Figur des Migranten wie bei einer multiplen Persönlichkeitsstörung auf und entwickle in einer Radikalisierung seines Ausgangskonzepts neue Versionen der Figur. Stets kommt es Entekhabi dabei auf die Offenlegung klischierter Vorstellungen an, darauf, die negativen Bilder über männliche Migranten, denen vielfach Chauvinismus, Terrorismus und Kriminalität unterstellt wird, zurückzuspiegeln. Parallel zu sein Videoarbeiten entstehen interventive Werke in Form sogenannter „parasitärer Architekturen“, die räumliche Gestaltung mit Medienkunst und performativen wie partizipatorischen Elementen verbindet.
Entekhabi nimmt sehr erfolgreich an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland teil und hatte auch diverse Einzelausstellungen in Institutionen und Galerien. Er hat mehrere Jahre intensiv mit Mieke Bal, der (Gründungs-)Direktorin der Amsterdam School for Cultural Analysis (ASCA) an der University of Amsterdam zusammengearbeitet Er hat zahlreiche Arbeits-, Stipendien- und Arbeitsaufenthalte weltweit absolviert, u.a. in den Niederlanden, Frankreich, Tunesien, der Türkei, Großbritannien, Hongkong, Österreich, Malaysia, Pakistan, Russland und dem Iran. 2004 war er Visiting Fellow am Baker-Nord-Center for the Humanities an der Case Western Reserve University in Cleveland / USA. Zudem hat er Vorträge gehalten, u. a. an der Tate Modern, London, und der Université de Genève, Genf, und hat Workshops durchgeführt, darunter an der Columbus University, Ohio, am Haus der Kulturen der Welt in Berlin oder zuletzt im Rahmen des Educational Programs der Moscow International Biennale For Young Art in Moskau (Juli 2012). Entekhabi ist Initiator diverser künstlerischer Initiativen und Festivals, wie dem „I Ran Home“-Projekt ( HYPERLINK "http://www.i-ran-home.org" www.i-ran-home.org) oder dem „Abwehr“-Performance-Festivals in Berlin-Kreuzberg.
Überblick: Künstlerische Arbeit der vergangenen Jahre
Seit 2004 habe ich mich in Videoarbeiten und Installationen verstärkt mit den Themen von Migration und Männlichkeitskonstruktionen beschäftigt. Wie bereits erwähnt spielten Reflektionen über Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung eine wichtige Rolle. In Fotografie- und Videoarbeiten thematisierte ich Stereotypen unterschiedlicher Einwanderer. In Arbeiten wie Miguel, Mehmet, und Mladen (HD video, 2005) ist die Figur des Migranten plötzlich nicht mehr die unsichtbar gemachte, marginalisierte, passive Erscheinung eines kollektiven Gedächtnisses. Sie wird zum Unruhestifter und führt genau die Handlungen aus die versteckt in vielen Typisierungen vorkommen. Was bedeutet es für mich als Künstler mich mit einer Person zu identifizieren von der andere denken, dass ich sie selbst bereits verkörpere und deshalb ‚besser’ verstehe (i.e. Migrant). Dieser Frage von Authentizität begegne ich häufig im Kontext meiner Herkunft – es wird erwartet, dass ich „iranische“ Kunst mache. Was bedeutet es sich die Geschichte des Irans als Teil meines derzeit geplanten Projekts anzueignen? Als Außenstehender und ‚Innenstehender’ zugleich? Die Worte, Taten und Erfahrungen meiner Mutter werden in einem Kontext betrachtet, dem meinen hier in Berlin, der mit dazu geführt hat, dass ich überhaupt beschlossen haben, ihre Geschichte zu erzählen.
Parallel habe ich in den letzten drei Jahren meine zeichnerische Praxis, die ich punktuell seit 2003 aufgenommen habe, vertieft. Genauso wie viele meiner anderen Arbeiten, wurden sie weltweit ausgestellt. Meine Serie Atlas Shrugged (2013, Aquarellfarbe, Papier, 42x56cm) wurde bisher in Linz Österreich gezeigt. Eine Sammlung von Zeichnungen wurden in der Solo-Ausstellung „Nothing Gold Can Stay“ (2011) in Shanghai, China zusammengetragen, unter anderem aus der Serie Kerosene (2011). Die Zeichnung Tabut (Sarg) (2012, Kugelschreiber, Papier, 118 x 175 cm), aus den Beständen der Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins ist derzeit in der Kulturverwaltung ausgestellt. Während die Konstruktion von Männlichkeiten, das Thema der Migration und der Komplex von Selbst- und Fremdwahrnehmung zahlreiche meiner früheren Videoarbeiten prägen, rücken in letzter Zeit ökonomische Aspekte im privaten und öffentlichen Leben in meinem Herkunftsland, dem Iran, zunehmend in das Zentrum meiner Arbeit, vor allem im Medium der Zeichnung. In meiner Recherche und meiner näheren Beschäftigung mit Gesellschaftsfragen und kulturellen Eigenheiten des Iran stieß ich oft auf vom Mainstream abweichende alternative Narrativen. Oral history, Bilder, kulturelle Codes und Symbole formen das kollektive Gedächtnis einer Nation und halten sich über Generationen. Häufig weichen diese prägenden Erinnerungen im Land nicht von denen in der Diaspora ab. Als in der Diaspora lebender Künstler möchte ich auf kreative Weise fast 80 Jahre turbulentes Auf und Ab, i.e. die Geschichte eines Landes, das einen radikalen Bruch erlebte, als die häufig als eine der einzig wahren Revolutionen der Weltgeschichte beschriebene islamische Revolution stattfand. Gegenwärtig plane ich die Realisation einer komplexen einkanaligen Videoarbeit mit dem Titel Meine Mutter_Die Geschichte des Iran, die ein Rückblick auf die historischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Entwicklungen der letzten 78 Jahre aus der Perspektive meiner Gegenwart ist. Da ich mich in meiner künstlerischen Arbeit intensiv mit Selbst- und Fremdwahrnehmung, häufig in Bezug zu Identitätsfragen beschäftigt habe, stelle ich es mir ausgesprochen interessant vor die marginalisierte Stimme meiner Mutter einem dominanten Diskurs über die Geschichte des Iran gegenüberstellen und dies auf drei Ebenen, indem ich meine eigenen Vorstellungen hinterfrage, die der iranischen Mehrheitsgesellschaft, und die der deutschen Allgemeinheit.
My Curatorial in Factory TT with Asieh Salimian
I’ve been traveling to Iran regularly for more than 10 years. During this time I had many exhibitions there and I have established close valuable contacts with the art scene, artists, galleries, institutes and other participations. The flourishing art scene in Iran has motivated me to get involved there. I have come into contact with many young artists. I have collaborated with many artists and we exchanged views in many workshops and lectures. On the other hand, I encountered a narrowness in the outmaneuver possibilities of the art establishment, caused by the lack of an institutional system, no adequate educational opportunities and no international encounter. While the few galleries were in backyards and underground, today they are ubiquitous.
The handling of art has been transformed into a system of economic speculation, Art forgery and the ignoring discursive questions, or contextual systems. The result is a single market, a local art bubble, that has nothing to do with the value system of an international art community.Real problems in one of the most stressful cities in the world, Issues such as child and women's rights, youth unemployment, environmental degradation, massive drug abuse, prostitution, rising diseases and skyrocketing cancer rates…
Thus, every form of social relatedness of Art has been abandoned in the course of a year-long embargo and domestic destabilization. Iranian contemporary art seeks a cultural identity rooted in past dynasties and historical processes prior to the Islamic Revolution. The present and the future, topics such as the reappraisal of the Iraq-Iran war or the social reality of an Islamic republic are not part of this search for identity. In contrast, the image of Iranian art in the West is dominated by the usual suspects who are in a limited gallery system without contextualization on the ground. Because of these observations, it would be less important for me to show my art in Iran. rather, I have set myself the task of becoming an intermediary in Iranian art.
Factory TT
We believe that art neither requires nor possesses a passport or visa, that there should be no denial or granting of access to determine success. The circulation of art is at an unprecedented level, yet gaps, white spaces, remain when it comes to the global presentation and reception of non-Western art. We want to challenge these "blind spots" and work toward a change in perspective. The concept of transculturality is our guideline: it sketches a different picture of the relation between cultures, no one of isolation or conflict, but one of entanglement, intermingling and commonality. Factory TT was initiated 2015 by Shahram Entekhabi and Asieh Salimian as an art education platform.
After a series of actions, performances and workshops in various locations in Iran, Factory TT started with the large exhibition project "Copy / Paste" with 13 international artists in Tehran and Isfahan in 2017.
In the same year Factory TT accomplished the first art festival "Tabdil / Tolid" (Farsi for Conversion / Production) in the public space of the city of Ardabil in Northwestern Iran. The project focuses on the aspects of ecology and sustainability and what has been achieved with the participation of local artists and the public in cooperation with the National Environmental Authority.
Factory TT Video Art Collection
Since 2015 I and Asieh Salimian have co-producing new video works with Iranian artists on a regular basis "Factory TT Video Art Collection". Events such as screenings, artist talks and exhibitions are presented to the public using the videos in the collection. These co-productions serve to promote contemporary positions in Iranian video art and to further upgrade the collection. Intensive reviews and discussions on important historical and contemporary works of international video art from the 1970s until the present through an examination of feminism, experimentation, identity, performance, interactivity, embodiment, surveillance, narrative, installation, theatre, activism and postcolonialism.
Workshops
Are focussing on the production, post-production, presentation and exhibition of video art. A selection that will be process to choose some of the videos developed in the workshop for a presentation in a group exhibitions and more.
Shahram Entekhabi 2023
شهرام انتخابی 尚莱姆_恩特卡比
Shahram Entekhabi is an German-Iranian- artist, curator & architect, currently living & working across Tehran, Iran - Berlin, Germany and Europe.